Vor einem Jahr wurde der Friedensvertrag unterzeichnet, die entwaffneten Farc-Rebellen sollten ihren Weg zurück in die Gesellschaft finden. Doch es gibt kaum Perspektiven – und der lukrative Kokainhandel lockt.
Von Tobias Käufer, Bogota, für die Welt.
Die vielen Regenfälle der vergangenen Wochen lassen die Räder tief in den Matsch einsinken. Die seit einem Jahr versprochene asphaltierte Straße gibt es immer noch nicht. Fast zwei Stunden dauert die Fahrt vom kolumbianischen Provinzstädtchen Mesetas ins Übergangslager „Mariana Paez“ der entwaffneten Guerilla-Organisation Farc im Departement Meta, wenn die Reifen nicht ganz im Morast stecken bleiben.
Gleich nach dem Eingangstor grüßen lebensgroße Pappfiguren der ehemaligen Kommandanten Alfonso Cano und Manuel Marulanda sowie eine Handvoll Propaganda-Plakate. Ein paar Guerilleros kicken in der Mittagspause auf dem Bolzplatz, andere dösen in der Hitze auf den Stühlen vor ihren Hütten.
Statt Aufbruchsstimmung herrscht in Mesetas wie in vielen anderen Lagern Ernüchterung. Das ist für das Jahrhundertprojekt Friedensprozess in Kolumbien eine große Gefahr, denn nicht wenige Rebellen sehnen sich zurück in die Zeit der klaren Marschbefehle und der sicheren Einnahmen aus dem Kokain-Geschäft.