Das EU-Parlament verleiht den Sacharow-Preis an Venezuelas Oppositionelle, um sie zu stärken. Denn die Gruppe zerfällt, weil Präsident Maduro die Mitglieder gekonnt gegeneinander ausspielt. Doch zwei Männer kämpfen noch.
Von Tobias Käufer, Bogota, für die Tageszeitung „Die Welt“.
Die Tränengasgranaten der Polizei schlugen auf dem Platz ein, dem Gouverneur Juan Pablo Guanipa blieb nur noch die Flucht. Gemeinsam mit einigen Getreuen lief der vor ein paar Tagen gewählte Vertreter der Oppositionshochburg Zulia so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone. Kurz zuvor hatten sich die Anhänger der Opposition in der Provinzhauptstadt Maracaibo versammelt, um ihrem Gouverneur den Rücken zu stärken. Guanipa war der einzige von insgesamt fünf Gouverneuren der Opposition, der sich nicht von der umstrittenen verfassungsgebenden Versammlung vereidigen ließ, obwohl es Venezuelas Präsident Nicolás Maduro so gefordert hatte.
Am Donnerstag entschied das EU-Parlament, dass in diesem Jahr die demokratische Opposition in Venezuela mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet werde. Nach Angaben des Forums befinden sich derzeit 400 politische Häftlinge in den Gefängnissen des südamerikanischen Landes. Einige von ihnen erheben schwere Foltervorwürfe gegen das Regime in Caracas. Eine Auszeichnung, die die venezolanische Opposition wohl im schwierigsten Moment seit Jahren erreicht. Denn das Oppositionsbündnis „Tisch der Einheit“ (MUD) steht vor dem Zusammenbruch.
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