Im Januar eröffnete der damalige Bundesaußenminister Steinmeier das deutsch-kolumbianische Friedensinstitut CAPAZ. Seitdem ist es still um das Projekt geworden. Ein Ortstermin bei Geschäftsführer Carlos Nupia.
Von Tobias Käufer (KNA)
Bogota (KNA) Für den damaligen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier war es seine letzte Auslandsreise als Chefdiplomat der Bundesrepublik. In der kolumbianischen Hauptstadt Bogota würdigte der heutige Bundespräsident im Januar den Friedensprozess in dem südamerikanischen Land. Hochoptimistisch gab der SPD-Politiker damals den offiziellen Startschuss für das deutsch-kolumbianische Friedensinstitut CAPAZ. Selbst die deutsche Botschaft war von der Initiative überrascht. Einige Mitglieder mussten eigens dafür aus dem Urlaub geholt werden, um die Eröffnungsfeier mit weißen Ledersitzen und Fingerfood in Windeseile aus dem Boden zu stampfen. „In Deutschland haben Sie einen Partner, einen Partner für den Frieden“, versprach Steinmeier bei der Gelegenheit.
Danach aber wurde es still um CAPAZ. Kaum Nachrichten auf der Internetseite, die deutsche Botschaft verschickte gerade mal eine Pressemitteilung über ein Fortbildungsprojekt für Kleinbauern. „In der Tat war der Anfang etwas holprig“, räumt CAPAZ-Geschäftsführer Carlos Nupia (46) im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bogota ein. „Aber es galt erst einmal einige organisatorische Hindernisse aus dem Weg zu räumen und personelle Entscheidungen zu treffen. Und wir wollten sorgfältig entscheiden.“ Nun sind die ersten Stellenausschreibungen draußen. „Wir bekommen bereits viele Anfragen aus Deutschland“, berichtet Nupia.
Inzwischen ist CAPAZ einige Schritte vorangekommen. Unter anderem wurden elf kleinere Projekte und Workshops bestätigt, die sich zum Beispiel mit der historischen Aufarbeitung des bewaffneten Konflikts, aber auch der Sicherheitssituation im Land beschäftigen. „Unser wissenschaftliches Ziel ist die Zusammenführung von Wissen der Universitäten in Deutschland und Kolumbien“, so Nupia. Frieden sei ein sehr komplexes und kompliziertes Thema. Deutschland sei ein idealer Partner, denn das Land habe in seiner Geschichte selbst Erfahrungen zum Thema Versöhnung und Aufarbeitung gemacht. Einmal nach dem Zweiten Weltkrieg, ein anderes Mal nach der Wiedervereinigung. Aufgabe von CAPAZ sei es, diesen Prozess kritisch und wissenschaftlich zu begleiten.
In Deutschland gehören die Georg-August-Universität Göttingen, die Justus-Liebig-Universität in Gießen, die Freie Universität Berlin, die Albert Ludwigs Universität Freiburg und das Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) zum akademischen Netzwerk. In Kolumbien bilden die Nationale Universität, die Universität de los Andes, die Universitäten Rosario und Externado de Colombia sowie die Päpstliche Universität Javeriana das Gegenstück.
Nupia selbst kennt Deutschland aus eigener Erfahrung, unter anderem aus seiner Zeit an der FU Berlin. Und Deutschland ist der wichtigste Geldgeber des Instituts. Allerdings soll der Etat keineswegs 14 Millionen Euro betragen, wie deutsche Portale jüngst berichteten. „Gesichert ist ein finanzieller Rahmen von 400.000 Euro jährlich für die Phase des Institutsaufbaus. Danach muss neu verhandelt werden“, sagt Nupia. Was am Ende der Aufbauphase im September 2019 kommt, muss die Politik entscheiden.
Entschieden ist auch die physische Heimat des Instituts: Untergebracht werden die Büros von CAPAZ im Klosterhof San Augustin in der Nationalen Universität in Bogota. Die hitzige Debatte um den Friedensprozess in Kolumbien verfolgt Nupia nicht nur aus akademischen Interesse: „Ich bin in erster Linie Kolumbianer und ich hoffe, dass dieser Prozess erfolgreich umgesetzt werden kann. Das wäre für mein Land ein großer Schritt in eine bessere Zukunft.“