Von Tobias Käufer
Um 19.50 Uhr bricht das Feuer aus. Schnell fressen sich die Flammen durch den Kirchturm, der beißende Rauch zieht durch das Viertel von Chiles Hauptstadt Santiago. Dutzende Feuerwehrleute sind im Einsatz, aber als es Nacht wird, bricht der Kirchturm in sich zusammen. Eine der ältesten Sakralbauten der chilenischen Hauptstadt aus dem Jahr 1876, die Mariä-Himmelfahrts-Kirche, brennt bis auf die Grundmauern ab.
Die Bilder der brennenden Kirche am Jahrestag des Beginns der Massenproteste gehen um die Welt. Sie sind ein Vorgeschmack auf das, was der Anden-Nation noch bevorstehen könnte: ein gesellschaftlicher Sturm, der alles hinwegfegt, was irgendwie nach christlich-europäischen Machtstrukturen der vergangenen Jahrhunderte aussieht. Die Entsorgung dieses alten Europa hat längst begonnen, Kollateralschäden inklusive. Hier weiterlesen