Der erzkonservative Bürgermeister Rio de Janeiros, Marcelo Crivella, hat sich mit den Karnevalisten überworfen. Doch zu Beginn des bunten Treibens am Freitag rudert das Stadtoberhaupt zurück.
Von Tobias Käufer, Rio de Janeiro, für die „Badische Zeitung“.
Mit finsterer Miene durchschritt Marcelo Crivella die Achse des Bösen. Aus reinem Interesse an der Infrastruktur sei er gekommen, hieß es vorher aus dem Umfeld des erzkonservativen Bürgermeisters von Rio de Janeiro. Nun marschiert er das berühmte Sambodrom ab, in dem 70 000 Zuschauer Platz finden und das sich wie eine kerzengerade Verkehrsachse durch das Zentrum der Stadt zieht. Dumm nur, dass Crivella, ein ehemaliger evangelikaler Bischof, vom jecken Treiben unter dem Zuckerhut so überhaupt nichts hält: „Ich war noch nie beim Karneval. Ich bin evangelikal, und er hat nichts mit meiner Welt zu tun“, sagte der Bürgermeister bereits vor einem Jahr. Das wäre in etwa so, als ob sich Münchens Oberbürgermeister dem Oktoberfest oder Kölns Verwaltungschef dem Rosenmontagszug verweigerten.